Emilia Pérez

Kaum zu glauben, was Jacques Audiard in seinem neuen Spielfilm „Emilia Pérez“ gelingt: Dinge, die eigentlich nicht zusammenpassen, ergeben hier ein stimmiges Ganzes, das 130 Minuten lang mitreißend unterhält. Im Zentrum des Geschehens: Eine mexikanischer Kartellboss, der fortan als Frau leben möchte und dafür sein altes Dasein aufgibt. Gerne hätte man Mäuschen gespielt, als der Regisseur seinen Pitch möglichen Geldgebern unterbreitete. Dass der Mix aus Gangstergeschichte, Transgender-Drama, Telenovela und Musical sofort auf einhellige Begeisterung stieß, ist jedenfalls nur schwer vorstellbar. Umso besser, dass Audiard den Stoff, frei nach dem Roman „Écoute“ von Boris Razon, dennoch umsetzen konnte.

Mit den Erwartungen des Publikums spielt der Film schon in den ersten Minuten. Erweckt er doch kurz den Anschein, als wolle er im Folgenden das korrupte Justizsystem Mexikos sezieren. Angewidert von den Verhältnissen ist die clevere Anwältin Rita Moro Castro (Zoe Saldaña), die immer wieder dafür sorgen muss, dass Schwerverbrecher und Frauenschläger vor Gericht gut dastehen. Den Applaus für ihre Erfolge holt sich natürlich ihr Kotzbrocken von einem Chef ab, den keinerlei Gewissensbisse plagen ob der Winkelzüge, mit denen sie schuldige Menschen rauspauken.

Rita staunt nicht schlecht, als ihr eines Tages ein höchst ungewöhnlicher Auftrag ins Haus flattert: Der gefürchtete Kartellboss Manitas Del Monte (gespielt von der spanischen Transdarstellerin Karla Sofía Gascón) fühlt sich in seinem Körper schon lange unwohl und möchte nun endlich die Transition zur Frau angehen. Alles, was war, soll der Vergangenheit angehören. Ritas Aufgabe besteht nun darin, einen geeigneten Arzt für den Eingriff zu finden, irgendwo ein sicheres neues Leben für Manitas‘ Frau Jessi (Selena Gomez) und die gemeinsamen Kinder aufzubauen und die Spuren der Unterweltgröße zu verwischen. Jahre nach der erfolgreichen Umsetzung des Plans sehen sich die Anwältin und ihre nun Emilia Pérez heißende frühere Klientin wieder. Wenig verwunderlich ist es nicht ganz so einfach, wie gedacht, wirklich alles hinter sich zu lassen.

Ab 12 J. / 130min.

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